Goldbach – 800 Jahre Geschichte

Die Turm Ruine
Die Ausgrabungsarbeiten an der ehemaligen Kugelburg starteten bereits am 1. August 2018 und erstrecken sich noch bis Ende Oktober diesen Jahres.
Nach bereits intensiven Vorarbeiten und Erkundungen mit modernster Technik erfolgt die Erforschung der Geschichte um die Kugelburg anhand archäologischer Grabungen durch das Archäologische Spessartprojekt und den Geschichts- und Heimatverein. Freiwillige Helfer sind herzlich willkommen.
Möchten Sie einen Besuch der Ausgrabungsstätte mit einer Wanderung oder einem Spaziergang in Goldbach verbinden, haben wir hier die passende Route für Sie:
Zum Wanderweg
Vor den Toren Aschaffenburgs
An der Wende vom 12. ins 13. Jahrhundert sah der Erzbischof von Mainz sein Bistum von mehreren neuen Burgen “bedrängt“, unter anderem von einer „Befestigung vor den Toren Aschaffenburgs“. In der Forschung wurde bisher kein Konsens gefunden, um welche Burganlage es sich bei der genannten Befestigung handelte. Die nur wenige Kilometer von Aschaffenburg gelegene „Kugelburg“, mit ihrer dominanten Lage auf einem Bergkegel im unteren Aschafftal, dürfte jedoch durchaus bedrängend auf die Aschaffenburger gewirkt haben. Weder Beginn noch Ende der Besiedlung auf dem Kugelberg lassen sich historisch näher fassen. Der letzte Angehörige der Familie der Kugelberger, der sich auch nach der Anlage benennt, stirbt nach 1254. Danach tritt der Name nicht mehr in Erscheinung.
Die Grabungen werden unter der Federführung des Archäologischen Spessartprojekts – Institut an der Universität Würzburg durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Heimatverein Goldbach und dem Markt Goldbach sollen der Umfang und die Dauer der Besiedelung sowie die Art und die Qualität der archäologischen Substanz des Bodendenkmals geklärt werden.
Da auf dem Kugelberg noch nie dokumentierte Grabungsarbeiten stattgefunden haben, sind keine Prognosen über den Umfang und den Erhaltungszustand der zu erwartenden Befunde und Funde möglich (Auszug aus dem Maßnahmen- u. Kostenplan des ASP, Stand: 22.03.2017).
Erste wichtige Erkenntnisse
Nach den ersten Tagen intensiver Grabungen trotz der Hitze konnten die bisher bestehenden Vermutungen zur ehemaligen Burg teilweise bestätigt und teilweise sogar widerlegt werden.
Die in der Goldbacher Chronik getroffene Aussage, dass es sich bei der Kugelburg wahrscheinlich um keine Wohnburg gehandelt habe, kann nicht mehr aufrecht erhalten werden. Die bereits freigelegten Mauern zeugen von zwei Bauabschnitten und von einer damals nicht unbedeutenden Burganlage.
Lassen wir uns weiter überraschen.
Zum „Grabungstagebuch“ des Archäologischen Spessart Projektes geht es hier >>
Grabungsfest
Am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, den 09.09.2018, laden der Geschichts- und Heimatverein und alle Beteiligten des Archäologischen Spessartprojektes zum Grabungsfest am Kugelberg ein.
An diesem Grabungsfest zur archäologischen Untersuchung der Burg auf dem Kugelberg werden Führungen über die Grabung angeboten, die Fundstücke werden präsentiert und mittelalterliches Leben wird durch die Gruppe „Miles Teutonici“ näher gebracht.

Das Wunderkreuz und die Gedenkstätte des Ritters
Die sagenumwobene Kugelburg
Jahrhunderte begraben Ereignisse und Begebenheiten glücklicher und sieghaft froher Art, aber auch solche, von denen man als einem Mißgeschick, Unglück oder Schicksalsschlag spricht, einem wie aus heiterem Himmel herniedergefahrenen Blitzstrahl, welcher so recht das Sprichwort wahrmacht: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Und es ist eigentümlich und mutet seltsam an, wie aufeinmal aus der Verschwiegenheit der Vergangenheit hin und wieder die oder jene Begebenheit sich so deutlich bei besonderen Anlässen vor dem geistigen Augen des sinnenden Menschen noch einmal abspielt, ja, wie sie plötzlich so lebhaft sich die Gemüter empfindsamer Menschen erobern kann, als hätte es sich erst vor kurzem zugetragen.
Es ist draußen an den Vorläufern des Spessarts, auf dem in der engeren Heimat wohlbekannten Kugelberg, wo man seit einiger Zeit eine alte, verfallene, schon längst vergessene, damals aber sicher stolze, weit und breit bekannte Ritterburg freilegt. Noch sind die Arbeiten erst im Anfang begriffen, es werden noch zahlreiche Tage dahingehen, bis man ein klares Bild von dem Grundbau der alten verschütteten Burg vor sich sieht. Aber schon mit dem Wiederauftauchen der Burgüberreste und je mehr sich phantasievolle Menschen mit dem seinerzeitigen Burgleben beschäftigen mögen, desto stärker und eindrucksvoller werden auch alle mit der Burg in Beziehung stehenden Denkmale aus damaliger Zeit sich dem geistig-seelischen Leben des aufmerksamen Menschen in besonderer Weise offenbaren, als ob Sprache und Empfinden über Nacht in den kalten, leblosen Stein gekommen wäre.
Am Wege von Aschaffenburg, entlang der Fasanerie zur Haltestelle Goldbach, zwischen Feldern und Wiesen an einen sanften Hügel angelehnt, von einer freundlichen Baumgruppe überschattet, liegt das Goldbacher Kreuz. Ein altes verwittertes Steinkruzifix, das unter dem Zahn der Zeit sehr gelitten hat, dessen Inschrift kaum mehr zu erkennen war, ist ein Erinnerungsmal an das sich hier Zugetragene. In neuerer Zeit wurde die Stätte wieder schön hergerichtet, zu beiden Seiten des Kreuzes stellte man Postamente mit Heiligenfiguren und davor ein paar Andachtsbänke auf und versah diese Freilichtkapelle nebst Blumenschmuck mit netten Anpflanzungen. So steht das „Wunderkreuz“ als stumme Sprache für das in der Vergangenheit hier geforderte Schicksalsopfer schlicht und einfach vor uns.
Wir wollen nun den wörtlichen Ausführungen eines ehemaligen Bürgermeisters von Aschaffenburg, Adalbert v. Herrlein, hören und in Gedanken miterleben, wie er in seinen „Sagen des Spessarts“ uns die innige Verknüpfung der damaligen Burg „Kugelberg “ mit dem heutigen „ Goldbacher Kreuz “ so anschaulich schildert:
„Vom Kreuz der Born der Liebe quillt, Das Kreuz auch ihre Tränen stillt.“
Amaranth v. Oscar v, Redwitz
„Im freundlichen Aschafftale, zunächst am untern Gartenhofe und eine halbe Stunde von Aschaffenburg liegt ein kegelförmiger waldbewachsener Hügel, der einige unbedeutende Mauertrümmer trägt. Das ist alles, was von der stolzen Burg Kugelberg, dem Wohnsitz der reichen Edlen gleichen Namens übriggeblieben ist — und doch sind diese morschen Reste ein ehrwürdiges Denkmal der innigsten Vater- und Geschwisterliebe.
In Anfange des dreizehnten Jahrhunderts hauste auf dem Kugelberge ein Ritter, der zwar mehrere Söhne, aber nur eine einzige Tochter hatte. Sie war der früh dahingeschiedenen Mutter Ebenbild und darum schon des Vaters Liebling; ihre Herzensgüte, ihre Sanftmut, ihre Mildtätigkeit erwarben ihr aber auch die ihrer Brüder und den Segen aller Armen und Bresthaften der Umgegend.
Veith von Helmenroth, ein junger ehrenhafter Ritter aus der Nachbarschaft (Findburg auf dem Findberg), war dem Burgfräulein verlobt. Der Segen der Kirche sollte sie verbinden, sobald die Fehde beendigt war, an der Ritter Veit zur Erfüllung seiner Lehenspflicht hatte teilnehmen müssen. Sie war geendet; siegreich kehrte Veit mit seinen Reisigen zurück und freudigen Herzens, sollten ja doch seine Heimkehr und seine Vermählung zugleich gefeiert werden.
Wie fröhlich flatterte das Banner im Morgenwinde, wie hell klangen die Trompeten durch die Au, wie leicht tanzten die Rosse der Heimat zu! Bald ist Veit am Fuße des Kugelbergs angelangt. Er hört bereits den Willkommen, den ihm das Hörn des Turmwächters entgegenruft, — und auf dem Söller erscheint die liebliche Gestalt der Braut, die dem Geliebten den Gruß der Liebe zuwinkt. Da fliegen Herz und Sinne der holden Maid zu, er vergißt, daß das Roß auf der steinigen Bahn den Zügel braucht, und das Roß strauchelt und Häuptlings stürzt Veit in der schweren Rüstung so hart auf ein Felsstück, daß er tot bleibt. — Durch das Burgtor, das zum festlichen Empfange des liebewarmen Bräutigams mit Laubgewinden geschmückt war, brachten die trauernden Knappen auf ihren Lanzenschaften die kalte Leiche.
Das Burgfräulein, obwohl namenlose Weh im Herzen, trug das herbe Los in frommer Ergebung. Auf dem Gesteine, welches das Blut des Geliebten getrunken hatte, ließ sie ein Kreuz aufrichten mit dem Bilde dessen, der für die Sünden der Welt freiwillig den bittersten Tod gestorben. Wenn sie ihr Schmerz übermannte, wandelte sie zu dem Kreuze und flehte in heißem Gebete zu dem Allbarmherzigen um den Frieden ihrer Seele — und er war ihr gewährt. Sie sagte sich los von der Erde und nahm den Schleier in dem Kloster der Zisterzienserinnen im Hain, (an der Stelle der heutigen Schöntalruine in Aschaffenburg) das die Edeln von Kugelnberg kurz vorher, im Jahre 1218, gestiftet hatten.
Mit der Jungfrau war die Freude aus der Burg geschieden; sie gab nur noch traurige Erinnerungen. Darum verließen sie die Edlen von Kugelnberg und erbauten sich oberhalb Fechenbach am Main eine neue Burg, die zuerst gleichfalls Kugelnberg, später Kollenberg, genannt wurde. Das alte Kugelnberg blieb unbewohnt und verfiel allmählich. Die Leute hatten an dem harten Schicksal des Burgfräuleins innigen Anteil genommen. Ehrerbietig wichen sie ihr aus, wenn sie tief trauernd zu dem Kreuze wandelte. Aber sie beugten in der Ferne mit ihr die Knie und gemeinschaftlich stieg ihr Gebet mit dem der Jungfrau zum Himmel auf. Sie waren Zeuge, wie wunderbar gestärkt das Fräulein die Stätte verlies — und ah diese sich in das Kloster eingeschlossen hatte, ward das Kreuz die Zuflucht vieler Bedrängten.
Das Gebet, das ein gläubiges Herz vertrauensvoll zum Himmel sendet, verhallt nicht ungehört und so fanden und finden viele bis zum heutigen Tag Trost in geistigen und körperlichen Leiden im Gebet vor dem Kreuze, das deshalb den Namen „Wunderkreuz“ erhielt.“
Presseartikel in den lokalen Zeitungen greifen öfters die Sagen um Bildstöcke auf und die Verfasser machen für sich unterschiedliche Deutungen geltend. So in einem Beitrag im Main-Echo aus dem Jahre 1963, der die „Edlen von Kugelnberg“ in den Mittelpunkt rückt:
„GOLDBACHER KREUZ“ ERINNERT AN EINEN RITTER.
Das Fräulein von Kugelburg soll es zum Andenken an ihren Verlobten 1221 errichtet haben
„Goldbach. An der Österreicher Straße in der neuen Goldbacher Bahnhofsiedlung, dort, wo die Mollebuschallee hangaufwärts führt und die Gemarkungsgrenzen von Goldbach und Aschaffenburg zusammentreffen, steht das „Goldbacher Kreuz“, ein uraltes, aus Buntsandstein gefertigtes Kruzifix, das von vielen besucht und verehrt wird. Dieser Ort ist bis zum heutigen Tage eine Stätte der Ruhe, der stillen Einkehr, der Besinnung und des Gebetes geblieben. Es läßt sich nur ahnen, was an dieser Stelle unter den hohen Bäumen von leidgeprüften Menschen an großen und kleinen Anliegen vorgebracht wurde und wird.
Wohl ist die Geschichte von der Entstehung des „Goldbacher Kreuzes“historisch nicht klar fundiert, aber dafür ist die Sage, die hierüber berichtet, um so romantischer, freilich auch recht wehmütig. Dabei spielt auch das Geschlecht der „Edlen von Kugelnberg“ eine Rolle, die uns unter diesem Namen erstmals im Jahre 1187 begegnen und schon zu dieser Zeit auf der Veste Kugelburg residierten, die sie auf dem nahen Kugelberg erbaut hatten. Der letzte Bewohner der Kugelburg war Ritter Konrad von Kugelberg, der im Jahre 1218 sein Hofgut in Goldbach dem Kloster „Maria im Hagen“, schenkte und nach seiner Rückkehr von einer Wallfahrt ins Heilige Land diese Schenkung im Jahre 1229 erneuerte und schriftlich bestätigte. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts starb das Geschlecht der Kugelberger auf der Burg bei Goldbach aus. Sein Name ist aber eng mit der Goldbacher Ortsgeschichte verknüpft und lebt hier weiter.
Die Sage, „Das Fräulein von der Kugelburg“, deren historischer Kern auf einer wahren Begebenheit beruhen mag, aber nicht urkundlich zu beweisen ist, berichtet, daß zu Anfang des 13. Jahrhunderts auf dem Kugelberg bei Goldbach ein Ritter wohnte, der eine Tochter hatte, die wegen ihrer Herzensgüte und Mildtätigkeit weit und breit beliebt war. Den Armen der Gegend war sie eine große Wohltäterin. Veit von Helmenroth, ein junger ehrenhafter Ritter aus der Nachbarschaft, war mit dem Burgfräulein verlobt. Nach Beendigung einer Fehde, an der Ritter Veit zur Erfüllung seiner Lebenspflicht teilnehmen mußte, sollte die Hochzeit sein.
Die Fehde ging siegreich zu Ende. Froh eilte Veit von Helmenroht heimwärts. Schon verkündete der Turmwächter mit einem jubelnden Hornsignal die Ankunft des Ritters. Auf dem Burgsöller erschien die liebliche Gestalt der Braut, die ihrem Geliebten zuwinkte. Da vergaß Ritter Veit, daß das Roß auf dem steinigen Pfad die Zügel brauchte. Plötzlich wurde das Pferd scheu, es strauchelte und warf den Reiter ab. In seiner schweren Ritterrüstung stürzte Veit von Helmenroth so unglücklich auf das Felsengestein, daß er sich das Genick brach und regungslos liegen blieb. Er war tot. Schmerzgebeugt entsagte daraufhin das Burgfräulein den Freuden dieser Welt und nahm den Schleier in dem Kloster der Zz-sterzienserinnen „Maria im Hagen“, — das seit 1240 Kloster Schmerlenbach heißt. An der Stelle aber, wo der Geliebte den Tod gefunden hatte, ließ das Edelfräulein ein Steinkreuz zu ewigem Gedächtnis errichten und folgende Inschrift anbringen, die allerdings jetzt ziemlich unleserlich geworden ist:
1221
Uf fr Velde
blieb hie tod
der Vest Mann
Veit von Helmenroth.
Bitt Gott für sein Seel.
„Auf Valentinstag fand hier den Tod der Burgmann Veit (Valentin) von Helmenroth.“
Ferner ist dazu zu bemerken, daß es statt Helmenroth auch Helmschroth heißen könnte. Dieser Name taucht nämlich öfter in Urkunden auf; der Name Helmenroth hingegen ist nirgends genannt. Das fränkische Geschlecht der Helmschroths war noch im 14. Jahrhundert in Würzburg ansässig. Dieses Steinkreuz, das bald in den Ruf eines Wunderkreuzes kam, bildet den Mittelpunkt des „Goldbacher Kreuzes“, wie wir es heute sehen: In der Mitte auf einem Steinsockel das überdachte Kruzifix, davor die Gottesmutter und zu beiden Seiten je zwei Bildstöcke, die in den Jahren 1897,1916 und 1932 aus Liebe und Dankbarkeit gestiftet wurden.
Die Jahreszahl der Erstellung gibt Zweifel auf. Die Formgebung des Kreuzes und des Korpus kann nicht in der Romanik oder Gotik entstanden sein. In der Formung vergleichbar steht in Kleinostheim eine Sandsteinarbeit mit der eingeschlagenen Jahreszahl 1624. 1955 wurde die Anlage „Goldbacher Kreuz“, zu der noch weitere Bildstöcke gehören, geschändet. Die Figuren der hl. Rita und des hl. Josef sind aus den Nischen gerissen und zerschlagen worden. 1963 gab es eine Neugestaltung. Das Dach des „Goldbacher Kreuzes“ wurde Anfang der achtziger Jahre erneuert.“
Aus Joachim Schmidt; „Bildstöcke – Feldkreuze – Flurdenkmale im Landkreis Aschaffenburg“