José-Pierre Mambu Mbuku

Menschen im Portrait: Pierre Mbuku

Pierre Mbuku wurde in der Demokratischen Republik Kongo geboren und ist mit vielen Geschwistern als Kind eines Lehrers aufgewachsen. Er studierte von 1982 bis 1986 Philosophie und hegte bereits danach den Wunsch Priester zu werden. Bevor er jedoch mit dem Theologiestudium begann, lehrte er erst mal für kurze Zeit an seinem früheren Gymnasium die Fächer Latein und Philosophie – damals noch ohne zu wissen, wo es ihn für das Theologiestudium hinzieht.
Was Pierre Mbuku antreibt, wie es ihn nach Deutschland verschlug und wann er Diakon wurde, lesen sie im nachfolgenden Interview.

 

 

Wann und wodurch ist Ihr Wunsch entstanden, einer religiösen Arbeit nachzugehen?

Tatsächlich existiert der Wunsch schon seit meiner Kindheit. Mein Vater war Schuldirektor und regelmäßig an verschiedenen Schulen und auch Orten im Einsatz. Deswegen sind wir häufig umgezogen.
Der Schuldirektor war in der Stadt immer ein angesehener Mann. Einer der Gründe, weswegen wir zu Hause auch häufig Priester der jeweiligen Städte, in denen wir wohnten, zu Besuch hatten. So kam es, dass ich schon in jungen Jahren viele Priester kennenlernen durfte. Und irgendwie war ich fasziniert von der Begeisterung, die diese Menschen versprühten und mit in unser Haus brachten.

 

Welche Rolle spielt Religion und die christlichen Werte für Sie als Person und in Ihrem Leben?

Das Christentum ist unsere Religion und sozusagen Quelle dieser christlichen Werte. Diese Werte haben für mich eine riesige Bedeutung und sind für mich richtungsweisend, also leiten und bremsen alle meine Handlungen.

 

Was bewegte Sie dazu, nachdem Sie in Zentralafrika geboren und aufgewachsen sind, das Theologiestudium in Deutschland aufzunehmen?

Das hing damit zusammen, dass in Fulda ein Erzbischof und ehem. Vatikanischer Diplomat namens Dyba im Amt war. Ein Mann, der immer viel reiste, insbesondere auch nach Afrika, und die Angewohnheit hatte, Menschen aus aller Welt, auch für das Priesterseminar zusammenzubringen.
Auch ich hatte das große Glück, ein Stipendium der Diözese Fulda zu bekommen. Ich kam also 1987 nach Deutschland, bzw. Fulda, und erlernte auch dann erst wirklich Deutsch. Meine Muttersprache ist nämlich Französisch, eben die Amtssprache des Kongo.

 

Nach ihrem Theologiestudium in Fulda und Würzburg weihte sie Bischof Dr. Paul-Werner Scheele am 27. Oktober 1996 ebenso in Würzburg zum Diakon. Nun sind Sie bereits seit 25 Jahren hauptberuflich als Diakon tätig. Wie setzen sich eigentlich ihre Aufgaben zusammen?

Der Beruf des Diakons ist sehr vielseitig. Man kann sowohl an Schulen eingesetzt werden, in der Jugendarbeit, in Projektarbeit, oder, oder, oder, …
Die Gemeinde selbst entscheidet, wo sie einen Diakon einbringen möchte. In meinem Fall ist das übrigens auch noch gar nicht entschieden. Aktuell schnuppere ich überall rein und helfe mit, wo ich kann. An meinen vorherigen Stationen waren es oft pädagogische Tätigkeiten an Schulen, hier ist Goldbach aber bereits sehr gut aufgestellt.
Ich kann mir gut vorstellen, für Goldbach künftig in der Firmvorbereitung tätig zu sein, oder auch in der Arbeit mit Senioren.

 

Was darf man sich denn unter Projektarbeiten eines Diakons vorstellen?

Ein Beispiel für eine Projektarbeit, bei der ich persönlich involviert bin, ist die Unterstützung eines Krankenhauses im Kongo. Dieses Krankenhaus zählt 600 Betten – fast genauso viele wie im Klinikum Aschaffenburg. Ein Projekt, das in der Lage war, 1997 den ersten Container mit Medikamenten, medizinischem Equipment und 45 ausrangierte Betten aus dem Aschaffenburger Klinikum in den Kongo zu verfrachten.

 

Wow, fantastisch. Sind Sie Ansprechpartner, wenn es darum geht, medizinische Produkte für dieses Projekt zu sammeln?

Ja, genau, um die Spenden kümmere ich mich. Ist auch immer schön zu sehen, wie viele Menschen gewillt sind, Materielles zu spenden. Umso trauriger dann zu beobachten, dass es oft daran scheitert, dass man nicht weiß, wo man die Spenden zwischenlagern soll, bevor der Container auf die Reise geschickt wird. Noch häufiger scheitert es am Container und den Transport selbst. Sowas ist einfach sehr, sehr teuer.

 

Sie konnten an vielen Orten und unterschiedlichen Stellen eine Menge Erfahrungen sammeln. Gab es ein Ereignis/Erlebnis in Ihrer bisherigen Laufbahn, das Ihnen bis heute in besonderer Erinnerung geblieben ist oder Sie stark geprägt hat?

Ja, da gibt es natürlich ganz vieles.
Eine ganz besondere Erfahrung war für mich Taizé. Taizé ist ein Ort der Begegnung im Burgund, in Frankreich. Hier kommen junge Leute aus aller Welt Woche für Woche zusammen, um in Einfachheit christliche Werte zu leben. Man nimmt an Gruppenarbeiten teil, frühstückt gemeinsam, führt Dialoge und lernt voneinander.
Dort herrscht ein ganz tolles Klima, was mich seit meinem ersten Besuch fasziniert und mich immer wieder dorthin zurückkehren ließ.

 

Wir sind glücklich darüber, Sie seit September 2021 als Teil unserer Pfarrgemeinde in Goldbach zählen zu können. Uns interessiert natürlich, welche Momente Sie im Alltag besonders motivieren, Ihrem Dienst als Diakon nachzugehen?

Jeder Tag ist für mich eine Motivation. Mich treiben Umweltfragen an; politische Themen; das Anliegen, eine gerechtere und friedlichere Welt zu schaffen…
Mich motiviert es auch gute Menschen zu treffen, die respektvoll und unterstützend im Austausch miteinander sind.

 

Weil Sie gerade politische Themen ansprachen. Lassen sich Religion und Politik in Ihren Augen überhaupt trennen?

Nein, ich bin der Meinung, dass jedes Handeln mit Auswirkungen auf andere ein Politisches ist. Demnach ist auch Religion und Politik nicht zu trennen. Auch für eine Gemeinde wie Goldbach ist es gut, wenn sich Pfarramt und Rathaus gut verstehen. Denn beide setzten sich für Menschen ein. Ein gegenseitiges Ermutigen und Zusammenarbeiten also.

 

Welche persönlichen Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach als Diakon und insbesondere auch als Seelsorger unabdingbar?

Man sollte selbstlos handeln können und nicht parteiisch sein –  ja, politisch, aber nicht Partei ergreifend, sonst beginnen die Probleme.

 

Was ist herausfordernd an Ihrem Dienst? Wie gehen Sie mit Herausforderungen um?

Klar gibt es Herausforderungen. Eine davon ist sicher, dass jeder immer alles besser weiß – Rechthaberei. Dem muss man begegnen. Mit Geduld, Menschenverständnis und Lebenserfahrung.

 

Sie konnten unsere Gemeinde nun bereits etwas kennenlernen. Was macht in Ihren Augen die Gemeinde Goldbach aus?

Die Menschen. Ich habe hier bereits sehr viele Menschen kennengelernt, die einen starken Willen haben, Begeisterung in sich tragen und Zeit für wichtige Themen investieren wollen. Menschen, die mithelfen und sich einsetzen möchten.

 

Was (er)wünschen Sie sich für und von Ihrem Dienst in unserer Pfarrgemeinde?

Ich wünsche mir eine lebendige Gemeinde. Und Menschen, die einen Sinn in der Kirche sehen, – denen wir eine Identifikationsmöglichkeit bieten können.

 

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit außerhalb des Dienstes als Diakon?

Ich spiele sehr gerne Fußball. Wir treffen uns jeden Freitag in einer netten Runde zum Kicken. Danach sitzen wir manchmal im Wirtshaus beisammen und trinken noch ein Bierchen. Mir gefällt es, dass hier ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen, fernab der Kirche, manche mit religiösem Hintergrund, manche ohne, ganz egal. Da finden tolle Unterhaltungen statt und ich kann abschalten.

 

Haben Sie ein Zitat, das Sie den GoldbacherInnen mit auf den Weg geben wollen?

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ (Ein Zitat des jüdischen Philosophen Martin Buber)
Dem möchte ich jedoch gerne hinzufügen, dass man sich erst begegnet, wenn man beieinander verweilt.

 

 

Herzlichen Dank für das tolle Gespräch und Ihre Zeit! Wir freuen uns auf Ihr Wirken bei uns in Goldbach und wünschen Ihnen alles Gute!

 

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Kurzvorstellung

Pierre Mbuku
hauptberuflicher Diakon in der Pfarreiengemeinschaft Goldbach.

 

// Diplom-Theologe
// Studierte zudem Philosophie
// Arbeitete als Lehrer und Dolmetscher
// Familienvater
// Hobbyfußballer

 

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